Der Gebrauch von Werkzeug war ein entscheidender Schritt in der Kulturbildung unserer Art, und Anfänge dieser Kunst beobachtet die Verhaltensforschung vor allem auch bei Primaten. In Australien ist Werkzeuggebrauch seit Beginn der Besiedlung nachgewiesen. Die Werkzeuge, wozu hier auch die Waffen gezählt werden, haben nie die Vielfalt westlicher Zivilisationen erreicht; ihre Anzahl hatte sich bei den im vergangenen Jahrhundert ausgerotteten Tasmaniern aufgrund ihrer zehntausend Jahre währenden Isolation vom australischen Festland sogar reduziert. Dennoch sind die wenigen Gegenstände, die Aborigines auf ihren Wanderungen mitnahmen, optimal an ihre Bedürfnisse angepaßt, und ihre Multifunktionalität zeugt vom Erfindungsreichtum ihrer Hersteller.
Dem Nahrungserwerb dien(t)en drei Geräte: der Grabstock, der Wurfstock (boomerang) und der Speer.
Grabstöcke wurden zum Ausgraben von Wurzeln und Knollen (z. B. Yam) und Insekten benutzt. Ein Leckerbissen, der ausgegraben werden muß und heute auch Touristen vorgeführt wird, ist der Engerling des Witchetty-Busches (witchetty grub), der in seinen verdickten Wurzeln gefunden wird.
Wurfstöcke haben üblicherweise nicht die Aufgabe, zum Werfer zurückzukehren. Ein boomerang soll das Opfer vielmehr treffen und so weit verletzen oder benommen machen, daß der Jäger es mit dem Speer oder der Keule töten kann. Schwere, asymetrische Boomerangs hüpfen auf dem Boden, bis sie schließlich ein Känguruh treffen und zu Fall bringen. Nur leichte, symetrische und speziell geformte kehren zurück: Werden sie über den Schilfgürtel eines billabongs geworfen, schreckt der erste boomerang die versteckten Vögel auf; der zweite oder dritte trifft dann vielleicht ein Tier — wenn nicht, kommt er eben zurück! Ein boomerang kann auch als Schaufel oder Sichel benutzt werden, um den Boden für ein Lager zu ebnen, zum Feuermachen, als Schürhaken am Lagerfeuer oder mit seiner scharfen Kante als Tranchiermesser.
Speere wurden und werden in unterschiedlichen Formen für unterschiedliche Zwecke bzw. Beute hergestellt. Typisch ist der Gebrauch eines "Speerwerfers" (woomera), das als ein der Länge nach halbiertes hohles Holzstück beschrieben werden könnte. Ein Widerhaken an einem Ende faßt in ein entsprechenden Loch am stumpfen Ende des Speeres und katapultiert diesen aufgrund der Hebelwirkung mit viel größerer Durchschlagskraft und Reichweite, als dies mit bloßem Arm möglich wäre. Eine im rechten Winkel befestigte Steinklinge machte den woomera gleichzeitig zum Holzbearbeitungswerkzeug, und auch als Transportgefäß für Schalen fand er Verwendung.
Zu den weiteren Werkzeugen zählen Steinäxte, Messer- und Schaberklingen und alles, was für die Herstellung von Kleidung, Booten und Hütten erforderlich ist. Werkzeuge und Schmuck waren vor der Ankunft der Weißen wichtige Handelsobjekte: Handelsrouten verliefen quer über den Kontinent — vom heutigen Kalgoorlie und von der Kap-York-Halbinsel bis an die Südküste, also durch Steppen und Wüsten, in denen später Europäer selbst mit ihren Kamelen verdursteten.
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