Künstliche Beleuchtung

Bei weitem die meisten Volierenvögel sind tagaktiv, sie sind also je nach den Lichtverhältnissen ihrer natürlichen Lebensräume an mehr oder weniger starke Beleuchtung angepaßt. Licht ist deshalb für den Vogelorganismus von großer Bedeutung, insbesondere für die Bildung der Hormone; Lichtmangel führt zu Gefiederschäden, Farbabweichungen, allgemeinem Kümmern und Trägheit. Züchter und Vogelhalter wissen z. B., daß die Fortpflanzungsaktivitäten stark von ausreichender Beleuchtung abhängig sind und daß die Bildung des Vitamins D aus seiner Vorstufe (einem "Provitamin") nur im UV-Licht möglich ist. Sieht man von der künstlichen Zufütterung von Vitaminpräparaten einmal ab, ist daher die künstliche Beleuchtung von Innenvolieren grundsätzlich unverzichtbar – zumindest im Winter, wenn selbst große Fenster oder Lichtkuppeln einen 12- bis 14-Stunden-Tag nicht mehr gewährleisten können.

Wie? Um einen Käfigvogel aus dem Dunkel einer Zimmerecke zu befreien, kann es schon genügen, den (Flug-)Käfig – natürlich vor praller Sonne geschützt – ans Fenster zu stellen und abends z. B. von einer Schreibtischlampe beleuchten zu lassen. Für größere Vogelbehausungen, wie sie jeder Vogelfreund anstreben sollte, reicht ein solches Provisorium nicht mehr aus, hier sollte eine Leuchte fest installiert und über eine Schaltuhr 12–14 Stunden lang täglich betrieben werden. Aus Kostengründen und wegen der gleichmäßigeren Lichtverteilung (und der Lichtfarbe) sind den herkömmlichen Glühlampen ("Birnen") die sparsamen Leuchtstofflampen ("Röhren") vorzuziehen. Ihr Gebrauch ist heute auch für den Laien völlig unproblematisch, seit es die entsprechenden Leuchten anschlußfertig mit Kabel und Stecker zu kaufen gibt: Wie eine Leuchte mit Glühlampe werden sie nach der Montage mit der nächsten Steckdose verbunden. Doch auch die viel preiswerteren "normalen" Leuchtstoff-Leuchten können mit einer Steckdose verbunden werden, wenn man sie mit einem Kabel und Stecker versieht. Man sollte dabei nur beachten, daß die "Phase" (die stromführende Leitung) erst über das Vorschaltgerät zur Röhre laufen muß. Praktisch bedeutet das: Wenn die Stablampe bzw. "Röhre" auch im Dunkeln noch schwach leuchtet, fließt der Strom verkehrt herum; also steckt man den Stecker anders herum (um 180 Grad gedreht) in die Steckdose, und schon ist die Sache in Ordnung.
Da sich Vögel an einen unregelmäßigen Tagesablauf nicht gewöhnen, sollte jeder Vogelhalter die geringen Kosten einer handelsüblichen Zeitschaltuhr investieren, die die Beleuchtung immer zur gleichen Zeit ein- und ausschaltet. Mit mehreren oder speziellen und teureren Schaltuhren ist sogar eine Dämmerungsphase machbar, allerdings nicht mit herkömmlichen Leuchtstofflampen.

Wo? Licht sollte immer von oben strahlen. Ist die Voliere bzw. Zimmervoliere oben geschlossen, wie dies für (stapelbare) Kistenkäfige typisch ist, so sollte man entweder eine Öffnung in das Oberteil (Volierendach) sägen oder die Leuchte unter das Volierendach schrauben, und zwar möglichst weit vorne zum Frontgitter hin, damit man seine Vögel nicht im Gegenlicht zu betrachten braucht.
Voraussetzung für eine Anbringung in der Voliere ist natürlich, daß die Leuchte nicht durch die Vögel beschädigt und nicht für sie und ihren Pfleger gefährlich werden kann: Ein kompaktes Gerät ohne Abstand zwischen Leuchtenkörper und Lampe kann kaum durch Kot und Staub und allzu neugierige Voliereninsassen in Mitleidenschaft gezogen werden. Für Volieren mit einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit gibt es spezielle Feuchtraumleuchten mit geschützten Kontakten; sie mögen nicht schön sein, aber die Sicherheit geht natürlich vor. Für Krummschnäbel sind elektrische Anlagen immer gefährlich.
Ist die Voliere oben offen, d. h. vergittert, sollte man die Leuchte auf jeden Fall über ihr anbringen. So kann man die Leuchte in herkömmlicher Weise unter der Zimmerdecke anbringen oder mittels eines doppelten Pendelzuges von ihr herabhängen lassen (auf der Abbildung unten) oder unter ein Regalbrett schrauben, das möglichst dicht über der Voliere auf Trägern aufliegt (auf der Abb. oben).

Leuchtstofflampen

Wieviel? Die Lichtmenge hängt von der Vogelart und ihrem Abstand zur Leuchte ab – auf keinen Fall aber von der täglichen Leuchtdauer: Zu schwaches Licht läßt sich nicht durch eine längere und umgekehrt zu starkes Licht nicht durch eine kürzere Leuchtdauer (also 12 bis 14 Stunden täglich) kompensieren.
    Vögel aus offenen Landschaften (Steppen, Savannen etc.) vertragen mehr Licht als solche, die eine geschlossene Vegetation (Urwald) bevorzugen. Eine Voliere für Waldvögel ist also durch Bepflanzung oder teilweise Abdeckung ausreichend zu beschatten. Wenn dies nicht möglich ist (z. B. bei Aras), sollte die Beleuchtung nicht zu stark sein, da grelles Licht, dem die Vögel nicht ausweichen können, Überreizung und Nervosität bewirkt. Meist werden Stubenvögel allerdings zu dunkel gehalten!
    Wenn die Leuchte über der Voliere montiert wird, empfiehlt sich eine Leuchtstofflampe möglichst über die ganze Länge der Voliere: Für einen Flugkäfig von 80 cm (das Mindestmaß für Kleinvögel) reicht demnach noch eine 18-Watt-Röhre (59 cm) aus, für eine Voliere mit einer Grundfläche von 50 x 150 cm eine 36-Watt-Lampe (120 cm) oder – bei entsprechender Höhe – eine 58-Watt-Röhre (150 cm). Soll die Leuchte unbedingt unter dem Volierendach angebracht werden, so sollte man gerade in niedrigeren Volieren eine geringere Wattzahl vorziehen. Größere, vor allem tiefere Zimmervolieren und Vogelstuben machen entsprechend mehr Lampen erforderlich: möglichst alle 50 cm eine in der Länge der Voliere.
    Mit der so erzeugten Beleuchtung erreicht man übrigens längst nicht die Lichtstärke in einer sonnendurchfluteten Steppe, doch wissen die meisten Vögel dort einen Schattenplatz durchaus zu schätzen; indirekte Beleuchtung ist dort noch stark genug!

Welches Licht? Leuchtstofflampen (und Entladungslampen) sind – anders als die üblichen Glühlampen – in vielen verschiedenen Lichtfarben erhältlich. Das natürliche Tageslicht setzt sich bekanntlich aus den Farben des Regenbogens zusammen. Im mittleren, grüngelben Bereich sieht das menschliche Auge (und auch das vieler Tiere) besonders hell und gut. Deshalb verwendet man in Büros und Supermärkten "neutrale" Leuchtstofflampen (Röhren) der Lichtfarben "Neutralweiß" bzw. "Universalweiß", die man ebenso gut für eine Voliere verwenden kann. Große Ähnlichkeit mit dem natürlichen Tageslicht haben sogenannte "Tageslicht-Röhren" (Lichtfarben 11, 12 und 19 bei Osram bzw. 47 bei Philips). Wem dieses Licht in seiner Wohnung zu blau ist, kann es mit "Neutralweiß" oder auch "Warnweiß" kombinieren.
    Noch besser als die genannten Tageslichtlampen ist (angeblich) die amerikanische "True-Lite-Lampe", deren Licht auch die wichtigen UV-Strahlen in verträglicher Menge enthält, die aber ein Vielfaches der anderen Leuchtstofflampen kostet. UV-Strahlung kann allerdings auch separat verabreicht werden, indem man einen halben Meter über einer Sitzgelegenheit eine "Ultra-Vitalux-Heimsonne" (Osram) ca. 30 Minuten täglich brennen läßt. Das Strahlungsgemisch dieser 300-Watt-Lampe ist der natürlichen Sonnenstrahlung im Hochgebirge weitgehend ähnlich, dementsprechend besteht bei längerer Einstrahlung die Gefahr von Verbrennungen.
    Die alleinige Verwendung von "Warmtonlampen" ist wegen des unnatürlichen, glühlampenähnlichen Lichts nicht zu empfehlen, erst recht nicht der Gebrauch von "GRO-LUX"-Lampen oder "FLUORA"-Lampen. Diese "Pflanzenstrahler" betonen extrem den blauen und roten Spektralbereich und sollen deshalb für das Pflanzenwachstum in Blumenläden und Aquarien besonders geeignet sein. Sie verfremden und verdunkeln jedoch unnötig das Erscheinungsbild unserer Volierenvögel, und Pflanzen – auch Volierenpflanzen – können durchaus mit ganz unterschiedlichen Lichtverhältnissen leben: Sonnenstrahlung, Schatten, Bewölkung, Reflektion und Filterung durch Baumkronen ergeben in der Natur immer wieder andere Lichtfarben.
    Schließlich sollen neben den als Leuchtstofflampen bekannten Niederdrucklampen noch die "Hochdrucklampen" (Entladungslampen) erwähnt werden, die sich in der Aquaristik bewährt haben: Sie liefern in verschiedenen Lichtfarben ein sehr helles (!) und konzentriertes (!) Licht und sind in einer speziellen, nicht billigen Leuchte mit Vorschaltgerät zu betreiben. Nach dem Einschalten dauert es einige Minuten, bis sie ihre volle Lichtleistung erreicht haben, so daß ohne Dimmer ein künstlicher Sonnnenaufgang (bzw. -untergang) zustande kommt. Eine solche Leuchte sollte – wenn überhaupt – nur in ausreichendem Abstand über sehr großen Volieren zur punktförmigen Bestrahlung eingesetzt werden, etwa für Sonnenbäder. Gleiches gilt für Halogenstrahler.

Steckdosenleiste mit Zeitschaltuhren
Steckdosenleiste mit fünf Steckplätzen und Wippschalter mit Leuchtdiode
sowie vier eingesteckten Zeitschaltuhren (69 x 123 mm): Die linke steuert die zwei halbstündigen Dämmerungsphasen und die beiden mittleren, noch nicht programmierten Geräte die Tages- und Nachtbeleuchtung. Die Schaltuhr ganz rechts könnte einen UV- oder Wärmestrahler ein- und ausschalten.


Unter "Lampen" versteht der Fachmann das, was in der Umgangssprache als "Birne" bzw. "Röhre" bezeichnet wird; den Lampenhalter, also das ganze Gerät, bezeichnet er als "Leuchte".


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