Die sechs Jahreszeiten

Es gehört zum Allgemeinwissen, daß es die uns in Europa geläufigen Jahreszeiten in den Tropen nicht gibt: Urwaldvögel brüten ebenso wie Steppenvögel im Inneren Australiens nicht in Abhängigkeit von den Jahreszeiten, sondern dann, wenn das für die Jungen-Aufzucht unentbehrliche üppige Nahrungsangebot vorhanden ist.
    Nun sind die Jahres- bzw. Vegetationszeiten in einem derart riesigen Kontinent nicht überall gleich: Das Top End an der Nordküste z. B. umfaßt nicht nur eine Vielfalt unterschiedlicher Biotoptypen vom trockenen Plateau des Arnhemlands über die Eukalyptuswälder und von Mangroven bewachsenen Überschwemmungsgebiete, Wasserwege und Küstenbereiche bis hin zu Nischen tropischen Regenwalds; vielmehr unterscheiden die vor allem im nördlichen Kakadu-Nationalpark lebenden Aboriginals (Ureinwohner) gleich sechs Jahreszeiten.
  Aus ihren weiterhin lebendigen Sprachen stammen die Namen der sechs Jahreszeiten – ebenso wie der Name Kakadu selbst, der auf das dort gesprochene Gagudju zurückgeht.

Gunumeleng 
(Anfang Oktober–Dezember)
ist die den langen Monsunregen vorangehende Hitze, die sich zunehmend in heftigen Gewittern entlädt. Auf dem verdorrten und rissigen Land macht sich das erste Grün breit.
Gudjeuk
(Januar–März)
ist die Monsunzeit mit heftigen Gewittern und riesigen Überschwemmungen. Hitze und eine für Europäer kaum erträgliche Luftfeuchtigkeit bringen üppiges pflanzliches und tierisches Leben.
Banggereng
(Ende März–Anfang Mai)
ist die Zeit der anhaltenden Stürme, die die mannshohen Gräser umlegen. Die Überschwemmungen gehen zurück, die Pflanzen fruchten, und die Tiere versorgen ihre Jungen. 
Yekke
(Mai–Mitte Juni)
bringt allmorgendliche Frühnebel über Ebenen und billabongs, die von Millionen Wasserlilien bedeckt sind. Jetzt beginnen die kontrollierten Buschbrände, die später Schlimmeres verhindern.
Wurrgeng
(Mitte Juni–Mitte August)
ist die Zeit "kalten" Wetters und niedriger Luftfeuchtigkeit: Tagesspitzen von 30° C gehen nachts bis auf 17° zurück. Die Bäche hören auf zu fließen, und die Ebenen trocknen aus. Millionen von Wasservögeln drängen sich auf den billabongs zusammen. Das Brennen geht weiter.
Gurrung
(Mitte August–Anfang Okt.)
ist windlos, trocken und heiß. Das durstige Land brütet Gunumeleng entgegen.


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